Nicht an einem Rennen nehme ich heute teil, sondern an Zweien. Zunächst erwarten mich ca. 52km mit etwa 2200 Höhenmeter auf dem Jokertrail, die ich alleine unter die Sohlen nehmen werde. Ist dieser Brocken geschafft, geht es auf dem Demon Trail weiter. Hier gilt es, für mich, meine Frau und unsere Hunde, weitere 15 Kilometer und etwa 840 Höhenmeter zu bezwingen.
Hinweis: Klicke auf die Bilder, um diese zu vergrößern.
Vorbereitung
Insgesamt liegen etwa 67km vor mir. In den letzten Wochen lief ich jeweils zwischen 120 und 150 Kilometer. Lediglich die Woche vor dem Wettkampf bin ich etwas kürzer getreten. Insgesamt kann ich bereits über 900 Trainingskilometer in diesem Jahr vorweisen, weswegen ich mich, für die Distanz, gut gerüstet sehe. Anders sieht es bei den Höhenmetern aus: Um z.B. die etwa 400 Höhenmeter, auf der etwa zwei Kilometer langen Himmelsleiter, die uns direkt nach dem Start erwartet, zu überwinden, muss ich im heimischen Gelände mindestens 20 Kilometer zurücklegen. Vergleichbare Steigungen gibt es, in meiner Region, schlicht nicht und sind mir bislang auch im Wettkampf nicht untergekommen. Um diesen Nachteil zumindest teilweise zu kompensieren, gehören auch Kraftübungen zu meinem Trainingsplan. Dieser stammt aus der Feder von Michael Frenz, dem Organisator des Hexenstiegs sowie des Jokertrails.
Eine weitere Herausforderung sind Trails, von denen es, laut Laufberichten, der letzten Jahren, einige geben wird. Zum Zeitpunkt meiner Anmeldung musste ich davon ausgehen, diese vorwiegend auf Eis und Schnee laufen zu müssen. Ich habe mir daher, einige Wochen vor dem Lauf, Yaktrax („Schneeketten“ für die Laufschuhe) besorgt und das Laufen damit geübt. In den letzten Wochen ist jedoch der Frühling ausgebrochen und für den Wettkampftag sind Temperaturen von bis zu 14 Grad und Sonnenschein gemeldet. Beste Bedingungen, über die ich sehr dankbar bin.
Die dritte Herausforderung besteht in der Wegfindung: Von vielen unscheinbaren und schwer auffindbaren Pfaden ist die Rede. Die Verwendung des Handheld Navigationsgeräts habe ich daher in den letzten Wochen immer wieder geübt. Als weitere Sicherung werde ich zusätzlich die Wurm Navigation meiner Laufuhr nutzen.
Alles im Allen sollte ich gut vorbereitet sein, der Respekt vor der Aufgabe, die vor mir liegt, fällt dennoch ausgesprochen groß aus.
Das Ziel
Der Jokertrail ist mein Erster und Einziger Vorbereitungswettkampf auf mein Jahresziel, dem Hexenstieg Ultra. Auf der Strecke, die den Harz zweimal quert, liegen etwa 220km und mehr als 4000 Höhenmeter vor mir. Der Ausgang des Jokertrails soll Auskunft über meinen Trainingszustand liefern, Defizite aufdecken und letztlich dabei helfen, mein Ziel für den Hexenstieg festzulegen. Es ist mir daher wichtig, heute eine gute Leistung abzuliefern.
Im Jahr 2018 waren die Bedingungen deutlich schwieriger als dieses Jahr, daher studiere ich die Zielzeiten von 2017, in dem ebenfalls gute Wetterbedingungen vorlagen. Die Laufzeiten lagen damals zwischen 4:36 und ca. 10 Stunden, im Durchschnitt etwas unter sieben Stunden. Mein erklärtes Ziel ist somit, ebenfalls unter sieben Stunden zu bleiben, wobei ich hoffe, das Ziel, nach weniger als 6:45 zu erreichen.
Anfahrt
Meine Nacht endet früh, kurz nach vier Uhr stehe ich auf. Lust- und appetitlos zwänge ich mir ein paar Scheiben Brot hinein und schlüpfe anschließend in meine Laufmontur. Ich werde langärmlig aber dünn starten. In den ersten Stunden rechne ich noch mit sehr niedrigen Temperaturen und werde zusätzlich eine dünne Jacke überziehen, die ich dann am ersten Versorgungspunkt an meiner Frau übergebe.
Das Auto haben wir bereits am Vorabend mit den meisten Dingen beladen. Da die Hunde mitkommen, benötigen wir einiges an Zusatzausrüstung: Hundefutter, Näpfe, Leinen und Geschirre. Für mich selbst habe ich zwei Rucksäcke gepackt: Einen für den Lauf und einen für die Wanderung, der auch Wechselkleidung beinhaltet.
Gegen 4:30 brechen wir auf, die Fahrt verläuft erfreulich unspektakulär, gegen 6:45 und somit 45 Minuten vor dem Start, erreichen wir Heidelberg. Nach einigen Minuten des Herumirrens stöbern wir die „Lotte“, den Ausgangspunkt des Rennens, in der Nähe des Kornmarkts, auf. Der, zum Hostel ausgebaute, Altbau, ist gerappelt voll und wir sind froh, am Ende des Ganges einen halbwegs ruhigen Ort für uns und die Hunde zu finden. Nachdem wir uns eingecheckt haben, treffe ich auf Kerstin, wir haben uns, letztes Jahr, auf dem Goldsteig kennen gelernt, wir waren damals beide auf der 166km Strecke unterwegs. Eigentlich wollte sie auch beim Joker starten, muss jedoch, auf Grund einer Verletzung, verzichten. Für dieses Jahr plant Sie die Teilnahme an der Goldsteig Langstrecke (661km). Leider bleibt nicht viel Zeit für die Unterhaltung – daher auch noch einmal auf diesem Wege: Gute Besserung und viel Erfolg beim Goldsteig 661!
Wenig später treffe ich noch auf Ramon, wir sind uns zuletzt im letzten Jahr bei den Infinity Loops über den Weg gelaufen und vorletztes Jahr beim Night52. Kaum habe ich alle meine Vorbereitungen abgeschlossen, geht es bereits hinaus auf den Kornmarkt.
Unsere Hunde sind angespannt, sie wissen genau, was gleich passieren wird und protestieren lautstark dagegen hier bleiben zu müssen. Meine Frau hat Mühe, die Zwei zu beruhigen. Währenddessen lausche ich der knappen Einweisung: Anstrengender Lauf, Kräfte einteilen, Rücksicht nehmen, Helfen, Dinge die gesagt werden müssen, obwohl jeder sie schon dutzendfach gehört hat.
Es ist kalt und windig und ich bin froh als Michael eröffnet das wir drei Minuten früher starten dürfen. Der Countdown wird angestimmt und dann setzt sich die Meute, von etwa 120 Ultra Läufern, in Bewegung.
Das Rennen – Jokertrail
Während der Einweisung stand ich ganz hinten, nun wo sich Feld einmal dreht und losstürmt für ein paar Sekunden ganz vorne. Ich bin überrascht, denn ich hatte erwartet, in eine andere Richtung aufbrechen zu müssen. Statt mich mit der Karte auseinanderzusetzen folge ich einfach der Masse. Im Vorbeilaufen winke ich meiner Frau zu, dann sind wir schon um die Ecke verschwunden. Wir laufen durch die Altstadt, über Kopfsteinpflaster, kaum gestartet kommt der Tross ins Stocken, denn eine Baustelle verengt den Weg. Die wenigen Passanten, die zu früher Stunde bereits auf den Beinen sind, machen und Platz und warten geduldig bis wir vorüber sind.
Kaum mehr als ein halber Kilometer ist passiert, als die erste Steigung beginnt. Wir folgen einer engen Straße, weiterhin über Kopfsteinpflaster, hinauf in Richtung des Schlosses.
Nicht wenige wechseln ins Gehen, aber zumindest diesen Hügel nehme ich noch, in kleinen, Laufschritten. Wenig später erreichen wir den Fuß des Schlossberges, ein schmaler Weg führt über zwei Serpentinen hinauf. Es kommt erneut zu Stockungen, nun marschiere ich auch, bis wir oben angelangt sind.
Wir sind erst wenige Minuten unterwegs, doch schon der erste Hügel hat Kälte und Müdigkeit aus den Gliedern vertrieben.
Das Schloss liegt nun über uns und wir laufen, auf einem ebenen Pfad, an dessen Seite entlang. Viel erkennen kann man von hier unten nicht, nur hohe Mauern, einzelne Bögen und einige spitze Giebel die Zeugnis von der Größe der Anlage ablegen.
Ich löse den Blick von der Schlossmauer, als der Weg steil abzufallen beginnt. Grobes Kopfsteinpflaster verlangt meine Aufmerksamkeit, wenn ich Stürze vermeiden will. Am Fuß des Abstiegs steht Michael, der Organisator, und zählt durch, ich bin Nummer 32.
Wir biegen links ab und laufen eine schmale Treppe hinauf, ein kleiner Vorgeschmack auf die berüchtigte Himmelsleiter, auf die wir, in wenigen Minuten stoßen werden. Ich spüre die Anstrengung, ich muss langsamer machen, wenn ich mich nicht aufreiben will.
Die Treppe endet und geht in einen, noch immer deutlich steigenden, Weg über. Efeubewachsene Mauern zu meiner rechten, steinerne Balustrade zu meiner linken. Von hier oben hat man einen beeindruckenden Blick über Heidelberg und auf das, nun unter uns liegende, Schloss.
Wir überqueren eine Straße und lassen das Schloss zurück, am Rand einer Straße geht es weiter bergan. Inzwischen hat sich das Feld auseinandergezogen, ermöglicht mir, mein eigenes Tempo zu laufen. Das fällt, auf Grund der Steigung, jedoch sehr bescheiden aus. Ich sehe die Läufer vor mir nach rechts einbiegen und dann liegt sie vor mir: die Himmelsleiter. In der Tat mehr Leiter als Treppe, grobe Steinblöcke die steil bergan führen. Eine Infotafel neben den Einstieg verspricht 1335 Stufen.
Ich reihe mich ein und beginne den Aufstieg, die ersten Stufen sind so schmal, das ich nicht das Gefühl habe sicher zu stehen, mehrfach nehme ich daher die Hände zur Hilfe. Das vorgelegte Tempo ist schnell, für mich zu schnell, das wird mir bereits nach wenigen Sekunden klar. Wo es der Platz zulässt, schere ich aus, um schnellere passieren zu lassen. Mein Puls ist auf Anschlag, Schweiß läuft in Strömen und ich Pumpe wie ein Maikäfer. Keine Stufe ist so hoch oder so tief wie die vorherige, ich muss hohe Schritte setzen und mich Stufe um Stufe hochwuchten. In der Einweisung hieß es, das der Aufstieg bis zu eine halbe Stunde dauern kann, mit balidiger Erlösung ist also nicht zu rechnen.
Eine Straße quert den Anstieg, gibt Platz und ein paar ebene Meter, ich nutze die Gelegenheit aus der Reihe auszuscheren und durchzuschnaufen. „Stehen ist Gift“ höre ich eine Läuferin einer anderen zuraunen, ich nehme den Tipp an und setze mich wieder in Bewegung.
Die Tortur geht weiter, Sekunden dehnen sich zu Minuten aus, Beine brennen, Herz hämmert. Ich quäle mich bergan und wuchte mich Stufe um Stufe hinauf bis ich merke, das mir schwindelig wird. Meine Schritte werden unsicherer, es hilft nichts, ich muss mich ausruhen. Ich suche mir eine geeignete Stelle und lasse mich auf den Boden sinken.
Läufer um Läufer wandert an mir vorbei, viele Fragen, ob bei mir alles in Ordnung ist, ich nicke, ein echtes Problem habe ich nicht, ich benötige nur etwas Zeit, bis sich mein Kreislauf wieder beruhigt hat. Auch Ramon stapft an mir vorbei, Überraschung und Sorge meine ich aus seinem Gesicht abzulesen, er zögert kurz, bietet mir ein Gel an, ich winke ab und lass ihn ziehen.
Meine Pause dauert nicht länger als zwei oder drei Minuten, dann stehe ich auf und reihe mich wieder ein. Der Zug ist etwas langsamer geworden, was mir gut tut.
Ich versuche, möglichst kleine und flache Schritte zu setzen, gefühlt ist der Anstieg inzwischen auch nicht mehr ganz so gnadenlos wie auf dem ersten Abschnitt der Himmelsleiter. Tatsächliche gelinkt es mir einen langsamen Rhythmus zu finden, mein Puls ist weiterhin hoch und die Beine sind schwer wie bleib, aber weder Schwindel noch andere größere Probleme belästigen mich.
Meine Uhr piepst zum dritten Mal, knapp 21 Minuten habe ich für den letzten Kilometer benötigt, der langsamste Kilometer, den ich jemals in einem Wettkampf zurückgelegt habe.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kann ich vor mir einen Funkturm erkennen, Funktürme stehen oben auf dem Berg, gleich ist es geschafft. Wenig später flacht die Treppe ab, letzte Stufen und ich bin oben.
Wir sind am Rand eines Aussichtspunkts angekommen, für die atemberaubende Fernsicht habe ich gerade wenig Sinn, dafür sind die Beine noch zu schwer und der Puls noch zu hoch.
Wir folgen ein Stück der Straße und biegen dann in einen Trail ein. Über Wurzeln und Steine geht es abwärts. Während wir auf der Himmelsleiter unterwegs war ist der Morgen vollends angebrochen, die Sonne steht tief und strahlt uns entgegen, binnen weniger Minuten ist der Ärger über den misslungenen Start in den Wettkampf verflogen.
Der Weg hinab ist abwechslungsreich, mal steil, mal flach, mal im Hellen dann wieder zwischen dichten, und finsteren, Nadelbäumen hindurch, mal breit genug für vier oder fünf Läufer, dann wieder Single Trail. Ich versuche mir auszumalen wie schwierig oder auch gefährlich dieser Abstieg bei Glatteis wäre, besonders wenn man ohne Spikes unterwegs ist und bin froh heute soviel Glück mit dem Wetter zu haben.
Mehrfach queren wir breitere Feldwege, biegen aber meist direkt in den nächsten Trail ein. Obwohl ich das Gefühl habe flott unterwegs zu sein werde ich regelmäßig überholt, hier zeigt sich wieder, das mir heimische Trails fehlen in denen ich meine Technik verbessern kann. Stören tut mich das nicht, zu sehr genieße ich im Augenblick den Lauf durch die Natur und die sich beständig wechselnden Eindrücke die ich sammeln kann.
Nach einigen weiteren Biegungen wird Untergrund und Umgebung felsiger, dass muss das Felsenmeer sein, von dem ich in der Streckenvorstellung gehört habe. Ein kurzer aber beeindruckender Abschnitt.
Es folgen weitere enge Single Trails, dann scheinen wir, das vorläufige, Ende der Talfahrt erreich zu haben. Wir stoßen auf einen breiten Forstweg und können für ein paar Minuten unbeschwert Strecke machen, gerade einmal 5,5km haben wir bislang zurück gelegt, dennoch bin ich schon fast eine Stunde unterwegs. Aus der Streckenbeschreibung weiß ich das, bis zum ersten Versorgungspunkt, noch zwei Anstiege auf mich warten. Ich esse daher, vorsorglich, einen halben Energieriegel.
Der nächste Anstieg lässt nicht lange auf sich warten, die ersten Wechseln bereits ins Gehen und ich kann ein paar Plätze gut machen. Ein, noch immer gut laufbarer Pfad, biegt von dem breiten Forstweg ab, die Steigung nimmt zu, wenig später biegen wir in einen single Trail ein. Hier füge ich mich und wechsel ebenfalls ins Marschieren.
Es dauert nicht lange bis ich auf eine Gruppe aus vier Läufern aufschließe und mich anhänge. Der Anstieg ist bei weitem nicht so steil wie die Himmelsleiter, wäre sicher auch laufbar, angesichts des Umstands das noch mehr als 1500 Höhenmeter auf dem Jokertrail, und später weitere 900 auf der Demon Runde, vor mir liegen, verzichte ich auf Experimente und schone meine Kräfte. Ich bin überrascht, wie klaglos meine Beine mitspielen, ich hätte erwartet das sie, nach den Torturen der Himmelsleiter, schwer wie Blei sein würden.
Wir steigen durch dichten Wald, dabei wird der Pfad beständig steiler, ein oder zwei Mal queren wir Forstwege, der Wiedereinstieg in den nächsten Trail ist aber nicht schwer zu finden.
Nach insgesamt etwa fünfzehn Minuten erreichen wir einen Forstweg, nach kurzer Unsicherheit über den richtigen Weg biegen wir, halblinks ein, der Weg führt weiter bergan, ist aber definitiv laufbar. Ich will mich gerade aus der Gruppe lösen, als mich einer meiner Mitstreiter anspricht. „Du warst doch der, der an der Leiter gessessen ist? Schön das du wieder dabei bist.“ Wir unterhalten uns noch kurz dann beschleunige ich und bin wenige Minuten später, zum ersten Mal in diesem Wettkampf, allein auf weiter Flur.
Es geht noch ein paar Minuten weiter bergan, dann biege ich rechts ab und laufe, weiter auf breitem Forstweg, bergab. Ich kann es rollen lassen, genieße Natur, Landschaft und Minuten des anstrengungsfreien Laufens. Regelmäßig prüfe ich meine Strecke auf dem Navigationsgerät, ich weiß, aus einem Laufbericht, das ich die Straße recht unvermittelt verlassen und auf einen Trail abbiegen muss, ich möchte den Einstieg nicht verpassen.
Die Abzweigung ist, wenn man weiß, das sie kommt, nur schwer zu übersehen, ich verlasse den Forstweg und setze den Abstieg auf einem ruppigen Singletrail fort. Wurzeln, Steine, tiefhängende Äste, teilweise recht harsche Hänge. Das macht Spaß aber erfordert volle Konzentration.
Minute um Minute über Singletrail, die meiste Zeit bergab, wie schon im Aufstieg, quere ich mehrere Forstwege, einmal entdecke ich den Einstieg in den nächsten Trail nicht sofort, nach einem prüfenden Blick auf das Navi ist er aber schnell gefunden. Bislang gestaltet sich die Navigation als unproblematisch.
Erneut erreiche ich einen Forstweg und wäre schon fast auf den nächsten Trail, der vor liegt, eingebogen, zum Glück schaue ich vorher noch einmal auf das Navi, denn ich muss hier links den Forstweg folgen. Wenig später biege ich erneut links ab, der Abstieg ist einstweilen beendet, der Weg vor mir führt bergan.
Etwa 12 Kilometer habe ich inzwischen zurückgelegt, etwa drei weitere, sowie ein Anstieg, liegen bis zum ersten Versorgungspunkt vor mir. Ich freue mich auf die Pause, allein schon für die Aussicht, dort meine Jacke loszuwerden.
Der Weg wird schmaler, mutiert zum Trail, schlängelt sich an der Bergflanke entlang. Ich komme gut voran, die Gegend kommt mir vage bekannt vor, sie war auf einem der Erkundungsvideos von Michael zu sehen. Genau in dem Video war erklärt das ich hier, einer leicht zu übersehenden Spitzkehre folgen muss. Bemerken, das ich an dieser vorbeigelaufen bin, tue ich dennoch erst, als ich gut 100 Meter weiter bin. Ich laufe zurück, von der anderen Seite ist die Abzweigung deutlich zu erkennen, ich biege ab, sofort geht es steil bergauf und ich wechsel vom Laufen ins Gehen.
Über mehrere Serpentinen kraxel ich hinauf, der Anstieg ist nicht sonderlich lang, aber fordernd, mein Puls ist wieder auf Anschlag.
Ich nehme eine weitere Biegung und kann, am Ende einer steilen Rampe, eine Hütte sehen. Auch die kenne ich aus dem Video, da oben endet der Anstieg, gleich habe ich es geschafft. Schnaufend kraxel ich den Hang hinauf, meine Beine brennen erneut, aber vor mir liegt nun tatsächlich ein nahezu ebener Forstweg, ich laufe wieder an, während sich Puls und Atmung langsam wieder normalisieren.
Lange bleiben wir nicht auf dem Forstweg, dann führt uns die Strecke wieder auf Trail, einen Kilometer lang im beständigen Auf und Ab, tendenziell aber deutlich mehr abwärts. Recht unvermittelt kann ich einzelne Häuser zwischen den Bäumen ausmachen, das letzte Stück führt über grobe Steine die nochmal zur Vorsicht mahnen, dann befinde ich mich auf einem Radweg am Stadtrand.
Nicht weit vor mir kann ich einzelne Läufer sehen, anscheinend habe ich noch ein klein wenig Boden gutmachen können. Wir laufen eine Wohnstraße hinab, überqueren ein Bahngleis und halten auf eine große Brücke über den Neckar zu.
Ich überquere die Brücke und erreiche wenig später die Fußgängerzone, Läufer kommen mir entgegen, dann sehe ich meine Frau samt Amak und Tuaq. Der Versorgungspunkt liegt vor einer Bäckerei, er wird von einer kleinen Schaar Läufern belagert, auch Ramon entdecke ich, er ist gerade im Aufbruch. Ich begrüße meine Frau, die Hunde und wechsel kurz ein paar Worte mit Ramon, bevor er wieder aufbricht. Dann berichte ich, meiner Frau, mit welchen Problemen ich bislang zu kämpfen hatte, während ich mich am Buffet bediene.
Die ersten 15 Kilometer und 900 Höhenmeter sind abgeleistet, 2 Stunden und 12 Minuten habe ich bis hier hin benötigt. Die Anstrengung der letzten Stunden spüre ich deutlich, trotzdem konnte ich die abwechslungsreiche Strecke genießen.
Ich entledige mich meiner Jacke und verabschiede mich von meiner Frau, wir werden uns am nächsten Versorgungspunkt wieder sehen, dann setzte ich mich wieder in Bewegung.
Aus dem Streckenprofil weiß ich, das ein weiterer langer und steiler Anstieg vor mir liegt. Danach sollte es einfacher werden. Bis zum nächsten Versorgungspunkt sind es etwa zehn Kilometer, das ist nun mein neues Zwischenziel.
Ich laufe ein Stück zurück und biege dann links ab, sofort geht es steil bergauf. Zu steil zum Laufen, ich verlager mich ins Marschieren, was schon anstrengend genug ist. Zunächst geht die Straße hinauf, dann einige Treppen entlang – werde ich nach diesem Lauf eine Treppenphobie entwickeln? Treppen werden durch Rampe abgelöst, ich durchquere einen kurzen Tunnel, überquere eine Straße und laufe auf einem schmalen Pfad zwischen Gärten hindurch.
Lunge und Beine brennen, Puls ist auf Anschlag, mit winzigen Schritten arbeite ich mich den Berg hoch. Endlich lass ich die letzten Häuser zurück und der Weg wird etwas flacher. Wenig später biegen wir in den Wald ein, nehmen einen letzten Hügel und werden mit ein paar Minuten weitestgehend flachen Waldweg belohnt. Weitere 250 Höhenmeter sind geschafft, schon mehr als die Hälfte der gesamten Anstiege.
Der ebene Abschnitt hält nicht lange an, dann biegen wir in einen schmalen, aufgewühlten Weg ein, kein echter Trail, eher ein schlechter Forstweg. Erneut geht es aufwärts, ein Stück laufe ich noch, wechsel aber dann, wie alle vor mir, in schnelles marschieren. Nicht zum ersten Mal macht sich heute mein Training bezahlt: In den letzten Wochen habe ich mehrmals lange Strecken (50km+) in Marschtempo zurückgelegt. Ich kann ein paar Plätze gut machen.
Minute um Minute geht es aufwärts, anders als im Ort, spielen meine Beine problemlos mit ich komme gut voran. Plötzlich kann ich vor mir Ramon ausmachen, noch hat er ein gutes Stück Vorsprung aber ich arbeite mich langsam zu ihm vor. Eh ich ihn erreiche, sehe ich ein Absperrband, im Hintergrund röhrt ein Fichtenmoped. Das hat jetzt noch gefehlt. Unschlüssig steht Ramon, zusammen mit mehreren Begleitern, vor dem Band und diskutiert mit dem Waldarbeiter. Letztlich huscht er am Band vorbei und ich tue es ihm, wie vermutlich die meisten vor ihm, gleich. Kurz darauf habe ich ihn eingeholt.
Wir unterhalten uns, auch über meine Probleme am Start, während wir uns den Hang hinaufarbeiten. Wir erreichen eine große Kreuzung und treffen auf weitere Läufer, der Weg gabelt sich in vier Abzweigungen, ein Blick auf das Navi schafft schnell Klarheit und wir setzen unseren Weg gemeinsam fort.
Wenig später liegt die nächste Kreuzung vor uns, ich denke wir müssen weiter geradeaus, aber die Mehrheit hält rechts für richtig, ich lass mich letztlich überzeugen und wir biegen rechts ab. Der Weg fällt in einer Kurve ab, wir müssten geradeaus weiter, mit Fantasie ist ein Pfad zu erkennen, wäre schon möglich. Also schlagen wir uns in das Unterholz. Der Pfad ist rasch nicht mehr zu sehen, wir laufen querfeldein durch den Wald, folgen den Track, es geht dabei weiter bergauf. Zum Glück gibt es nur wenig Unterholz und nur wenig Gestrüpp so, das wir ganz gut vorankommen.
,Nach wenigen Minuten stoßen wir wieder auf einen gut ausgebauten Forstweg, das ist unser Track. Ein Blick auf das Navi bestätigt meine Vermutung: Geradeaus wäre, an der letzten Kreuzug, richtig gewesen, ich sollte mehr Vertrauen in meine Navigationskünste haben.
Wir laufen weiter bergan, jetzt, auf guten Wegen, wieder etwas schneller. Wir biegen in eine Spitzkehre ein, und folgen für einige Minuten dem Forstweg, weiterhin beständig mäßig aufwärts.
Die nächste Kreuzung liegt vor uns, wieder herrscht Unsicherheit welcher Pfad der richtige, diesmal lasse ich mich nicht verunsichern, durch Abzählen der Wege ist der richtige schnell ausgemacht.
Wir laufen ein Stück bergab, als auf einmal mein Rucksack ins Schlingern gerät. Er rutscht mir halb von der Schulter und klatscht mir bei jeden Schritt in den Rücken. Verwirrt suche ich nach der Einstellung am Träger, aber sowas hat meine Laufweste gar nicht. Ich nehme den Rucksack ab und sehe das der Gummizug, an dem der Träger befestigt ist, gerissen ist. Ramon hilft mir, fummelt an den Gummizug herum und verknotet die Enden so gut es geht. Die übrigen, aus unserer Gruppe, ziehen inzwischen weiter. So geht es, allerdings eher schlecht als recht, der Rucksack sitzt locker und scheuert bei jedem Schritt, so kann ich keinesfalls die verbleibenden 30 Kilometer zurücklegen. Was also tun? Die Lösung ist naheliegend: Für die spätere Wanderung habe ich einen großen Rucksack gepackt, meine Frau erwartet mich am nächsten Versorgungspunkt, dort muss ich umpacken und den Rucksack wechseln. Das Model habe ich auf dem Goldsteig getragen, ist also für das Laufen geeignet.
Nach der notdürftigen Reparatur setzen wir uns wieder in Bewegung, ich bin sehr dankbar für Ramons Hilfe und Gesellschaft auf den nächsten Kilometern.
Bis zum Versorgungspunkt ist es nicht mehr weit, etwa drei Kilometer. Die führen über welliges Gelände, in Summe mehr Abstiege als Aufstiege. Wir laufen über geschotterte Forstwege, die problemloses Laufen ermöglichen. Ich hader gedanklich noch mit meinem Rucksack und bekomme nur wenig von der Umgebung mit. Ramon ist die Strecke vor zwei Jahren bereits gelaufen, als wir eine Straße zwischen den Bäumen erkennen, teilt er mir mit das wir gleich am Versorgungspunkt sind.
Wir verlassne den Wald und laufen ein Stück am Straßenrand entlang. Ich ziehe, das Tempo, nochmal etwas an und gehe gedanklich bereits durch was ich wohin packe, dann sehe ich vor uns eine Holzhütte und davor Micha, meine Frau und eine Handvoll Läufer, wir haben den Versorgungspunkt erreicht.
Nach einer kurzen Begrüßung (und etwas Fluchen) erkläre ich mein Problem. Zusammen mit meiner Frau gehe ich zu unserem Auto und beginne damit den Rucksack umzupacken. Ich werde nun mit meinem großen „Goldsteig“ Rucksack laufen, 35L Kapazität für eine Handvoll Dinge, die ich bislang mit mir herumtrage: Trinkblase, Erste Hifle Material, ein paar Riegel und Gels, Regenjacke, Hautschutz-Stick, Handy und Kamera. Bislang hatte alles seinen Platz, war so sortiert, das ich schnell Zugriff habe, nun ist eher „stopfen“ angesagt. Meine ganze Wechselkleidung, die für die spätere Wanderung vorgesehen ist, verteilt sich dabei gleichmäßig im Auto. Trotz des rabiaten Vorgehens brauch ich mehr als 5 Minuten, bis alles verstaut ist.
Ich gehe wieder vor an den Versorgungspunkt, von Ramon ist nichts mehr zu sehen, er ist sicher schon weiter. Ich greife noch kurz bei Gummibärchen und Getränken zu, esse und trinke jedoch viel zu wenig, über den Stress mit dem Rucksack habe ich meine Versorgung vernachlässigt, das wird mir aber erst später klar werden.
Ich verabschiede mich, Micha schickt mich auf den richtigen Einstieg. Vier Wege treffen hier aufeinander: Den, den wir gekommen sind, dann der Anfang und das Ende der 18km langen Runde, die es nun zu laufen gilt und schließlich der Weg in Richtung Ziel.
Ich laufe leicht bergan auf einem breiten Waldweg, eine Gruppe Wanderer samt Hunde kommt mir entgegen. Der Rucksack fühlt sich noch fremd am Rücken an, aber nach wenigen Minuten habe ich alles richtig eingestellt. Langsam komme ich zur Ruhe, von ambitionierten Zeitzielen habe ich mich verabschiedet, nach den Problemen auf der Treppe und dem Missgeschick mit dem Rucksack geht es jetzt nur noch darum den Lauf zu genießen und „in Würde“ das Ziel zu erreichen.
Nach einem Kilometer erreiche ich eine Kreuzung, meine Intuition zieht mich auf den schmalen Trail, der zwischen zwei Holzstapeln beginnt, ein Blick auf mein Navi schickt mich jedoch nach rechts, weiterhin auf einem breiten Waldweg der nun streng bergab führt.
Ich folge den Weg und wenig später taucht ein, im weitläufigen Tal gelegenes, Dorf vor mir auf. Ein Waldweg führt am Dorfrand entlang dem ich folge, bis meine Uhr sich beschwert: Streckenabweichung.
Ich schaue mich um und entdecke einen schmalen Pfad, der zwischen zwei Häusern hindurch, in die Ortschaft führt. Wenig später laufe ich auf der Hauptstraße des kleinen Ortes entlang, vorbei an einem kleinen Tante Emma Laden und weiteren Geschäften, alles wirkt ein wenig wie aus einer anderen Zeit, oder kommt mir das nur so vor?
Erneut verpasse ich eine Abzweigung und muss wieder ein Stück den Hügel hinauf laufen um in die richtige Straße abzubiegen. Die Straße verliert zügig an Höhe, ich umlaufe einen Friedhof und näher mich, nun wieder aufwärts laufend, den Ortsausgang. Am Ortsende entdecke ich noch ein Schild, eine Prophezeiung für das, was vor mir liegt?
Ich folge kurz einem Feldweg und biege dann links in einem Trampelpfad ein. Die Wiese sieht nicht sonderlich steil aus, ist sie aber. Binnen Sekunden fühle ich mich an die Himmelsleiter erinnert, Puls auf Anschlag, schweiß läuft, hier in der Sonne oder so oder. Schlagartig fühle ich mich schwach und hungrig, ich habe bislang viel zu wenig gegessen. Da an Laufen ohnehin nicht zu denken ist, genehmige ich mir einen Energieriegel, während ich mich in winzigen Schritten den Hang hinaufarbeite.
Endlich erreiche in den Waldrand, es geht weiter bergauf, nun aber nicht mehr ganz so steil und auf festem Waldboden, ich beschleunige etwas und verfalle, als ich auf einen Waldweg einbiege, wieder in verhaltenen Trab. Ein paar erholsame Minuten lang folge ich dem Weg, der mich schließlich an den Ortsrand eines Dorfes führt. Die Straße steuert auf einen Sportplatz zu. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir diesen queren oder umlaufen sollen. Ich entscheide mich schließlich für umlaufen und folge einem Waldweg, ein Fehler wie ich wenig später feststelle, aber kein Folgenschwerer: Der Weg auf dem ich bin macht, laut Navi, einen Bogen und trifft dann wieder auf den Track, nur ein kleiner Umweg. Wenig später überquere das Gelände eines Waldkindergartens und bin wieder auf Kurs.
Der Pfad führ noch ein Stück weiter und dann stehe ich im Wald. Umgestürzte Bäume liegen kreuz und quer herum, einen Pfad kann ich beim besten Willen nicht mehr erkennen. Ein weiterer Läufer, der erste, der mir seit verlassen des Versorgungspunkts begegnet, steht ratlos vor mir. Nach dem wir die nähere Umgebung abgesucht haben, entscheide ich mich schlicht dem Navi zu folgen. Ich steige über Bäume, kraxel durch das Unterholz, von einem Weg ist nichts zu sehen, aber immerhin die Richtung stimmt.
Nach einigen beschwerlichen Minuten meine ich, zwischen den Bäumen, eine Schneise erkennen zu können, da könnte ein Weg lang verlaufen. Ich halte darauf zu, umlaufe einige gefällte Bäume und stoße tatsächlich auf den vermissten Pfad, mein GPS Signal liegt ein gutes Stück neben den Weg, wahrscheinlich hatte ich deshalb Probleme ihn zu finden. Froh nun wieder auf Kurs zu sein trabe ich an.
Der Forstweg führt leicht bergab, einfaches Laufen auch wenn mir nichts einfach fällt, ich fühle mich müde und hungrig, sehne jetzt schon den nächsten Versorgungspunkt herbei, bis dahin sind es aber noch fast 13 Kilometer. Ich passiere ein geschlossenes Ausflugslokal und folge weiterhin einem gut ausgebauten Waldweg. Regelmäßig gibt es Seitenwege und jedesmal denke ich, „Da musst du drauf einbiegen, die Strecke ist viel zu einfach.“ doch mein Navi, bescheinigt mir jedesmal das der einfache Weg, der richtige ist. Es geht beständig leicht bergab, ich nutze die Gelegenheit jedoch nicht um Tempo zu machen sondern versuche mich auszuruhen, wo es runter geht, geht es auch bald wieder bergauf.
Ich erreiche eine Straße und überquere diese, es geht weiter sanft bergab, der Weg verengt sich, nimmt, zumindest abschnittsweise, leichten Trail Charakter an. Eine willkommene Abwechslung.
Für einen kurzen Abschnitt geht es steil bergab, dann stoße ich wieder auf einen breiten Feldweg und laufe erneut gemütlich hinab. Mein Weg führt durch eine Kehre, auf der gegenüberliegenden Seite kann ich zwei Läufer ausmachen, anscheinend habe ich ein wenig Boden gut machen können. Ein kurzer Anflug von Kampfgeist erwacht in mir, der aber nicht lange anhält.
Das Bergablaufen ist mir inzwischen nicht mehr recht „Das muss ich alles später wieder hoch“, geht es mir durch den Kopf. Entsprechend froh bin ich, als wenig später scheinbar das Ende der Talfahrt erreicht ist. Ich überquere erneut eine Straße und passiere einen Parkplatz, ein Blick auf das Höhenprofil der Uhr bestätigt meine Vermutung: Hier beginnt der Anstieg, die verbleibenden sechs Kilometer bis zum Versorgungspunkt wird es nun mehr oder wenig pausenlos bergauf gehen.
Nach einem kurzen, steilen, Einstieg, flacht der Weg ab. Der Waldweg läuft das erste Stück parallel zur Straße und knickt dann nach rechts ab. Die Steigung nimmt wieder zu, lässt sich aber noch gut laufen. Ich bin zwiegespalten, zum einen habe ich hunger und fühle mich ausgelaugt, zum anderen liegen mir diese Anstiege und ich kann etwas Zeit gutmachen. Der Weg schlängelt sich durch den Wald, gewinnt beständig an Höhe. Einzelne Abschnitte marschiere ich, aber die meiste Zeit bin ich im Laufschritt. Ich überhole auf dem Weg gleich mehrere Läufer, die den Anstieg marschieren.
Nach einiger Zeit kann ich einen Läufer vor mir ausmachen, auf den ich langsam aufschließe: Ramon. Ich freue mich, ihn zu sehen und nun zum zweiten Mal auf ihn aufzuschließen zu können. Er dachte, ich wäre bereits vor ihm vom Versorgungspunkt aufgebrochen, ich im Gegenzug habe nicht erwartet das er auf mich warten würde, dass ich, für den Rucksack wechsel viel Zeit brauchen würde war mir klar. Wir sind beide erschöpft und freuen uns auf den Versorgungspunkt, die Zeit bis dahin unterhalten wir uns über den Wettkampf, die weitere Jahresplanung und anderen Läufer Smalltalk. Wir marschieren nun gemeinsam, nach wie vor auf einem breiten Waldweg, an einem Hang entlang.
Wir nehmen eine Abzweigung und marschieren über ein kurzes, matschiges, Stück Trail bis wir wieder auf einen Waldweg einbiegen. Der Anstieg scheint überwunden zu sein, wir traben an, können die Cola am Versorgungspunkt förmlich schon riechen. Nach wenigen Kurven sehen wir die ersten Autos, empfangen Applaus von ein paar Zuschauern und erreichen endlich den Versorgungspunkt.
Meine Frau wartet auch schon. Nach einer kurzen Begrüßung zieht es mich an die Getränke Station, mehrere Becher Cola, Iso, ein paar Gummibärchen und etwas Salzgebäck später, fühle ich mich schon viel besser. Ich unterhalte mich mit meiner Frau während ich auf Ramon warte. Das wir den Weg nun gemeinsam zu Ende bringen werden bleibt unausgesprochen, ist uns beiden aber selbstverständlich. Es vergehen wenigstens fünf Minuten bis wir aufbrechen, jeder Gedanke an eine gute Laufzeit ist längst verflogen, nach all den Pannen freue ich mich darauf, den Lauf nun in Gesellschaft beenden zu können.
Etwa zehn Kilometer liegen noch vor uns als wir uns wieder in Bewegung setzen, die meisten Anstiege sind ebenfalls abgeleistet. Wir folgen einem breiten Waldweg, können trotzdem meist nicht nebeneinander laufen. Der Weg ist gefüllt mit Wanderern und Mountain Biker, alle zieht es bei dem heutigen Traumwetter raus in die Natur.
Zwei Kilometer laufen wir Slalom, bis wir zunächst einen Funkturm passieren und anschließend eine Ausflugsgaststätte erreichen. Hier lassen wir die meisten Wanderer hinter uns und biegen auf einen steinigen, abwärtsführenden, Weg ein. Das Laufen auf den groben Steinen ist nicht sehr angenehm, zum Glück weichen die Brocken schon bald wieder weichem Waldboden.
Wir sind wieder auf einem breiten Waldweg unterwegs, tendenziell geht es weiter bergab. Nach einigen Minuten erreichen wir eine große Wegespinne, ein prüfender Blick auf das Navi schickt uns auf einen kleinen Trail, den wir für kurze Zeit folgen bis wir wieder auf einen Waldweg stoßen. Wir treffen auf weitere Läufer, Ramon kennt sie offensichtlich und nun sind wir zu viert unterwegs.
Das Laufen gestaltet sich angenehm, breiter Waldweg mit laufbarer Steigung. Wir unterhalten uns, scherzen, lachen. Die Übrigen sind die Strecke bereits öfters gelaufen und Rätzeln, ob bzw. wo sich die Streckenführung geändert hat. Der Weg wird steiler und wir wechseln ins Gehen, es sollte der letzte echte Anstieg sein und unter anderen Bedingungen würde ich ihn sicherlich erlaufen, doch Jeder Gedanke an die Laufzeit ist verflogen. Dafür genieße ich das Zusammensein, die Strecke, Wärme und Natur um mich herum. Wir passieren einen Felsenhang und haben wenig später den Scheitel des Anstiegs erreicht.
Sofort geht es wieder bergab, wir nehmen etwas Tempo auf und lassen es rollen. Nach einigen Minuten erreichen wir einen Rastplatz, bestehend aus einer Hütte mit einigen Bänken und Tischen davor. Viele Wege treffen hier aufeinander, während ich noch mit dem Navi beschäftigt bin lotzen uns die anwesenden Wanderer auf einen schmalen Trail, der hinter der Hütte beginnt.
Rasant und über Stock und Stein laufen wir bergab. Der Trail fordert Konzentration ein, macht dafür jede Menge Spaß. Wir schließen auf eine größe Gruppe von Läufern auf und nehmen Tempo raus. Schließlich teilt sich der Trail, bergab geht es auf einen breiten Weg, das Navi zeigt hingegen nach rechts. Die Läufer vor uns laufen unbeiirt weiter, wir prüfen kurz und biegen dann rechts ein. Es geht streng bergauf, aber nur für wenige Meter, dann biegen wir links ab und laufen, einem kleinen Bogen weiter hinab bis wir ebenfalls den breiteren Weg erreichen. Gewollter Umweg oder versehen bei der Streckenplanung? So oder so, wir sind auf der offiziellen Strecke geblieben, auch wenn wir dadurch ein paar Plätze eingebüst haben. Unterm Strich völlig unbedeutend, der kleine, noch vorhandene Funke Wettkampfgeist in mir, ist dennoch nicht einverstanden mit dem Abkürzen unserer Mitstreiter. Wieder zu zweit unterwegs, nehmen Ramon und ich die letzten 2 Kilometer bis in Ziel unter die Sohlen.
Wir erreichen den Ortsrand und befinden uns nun auf dem Philosophenweg. Mit Efeu bewachsene Steinmauern säumen den Weg zu beiden Seiten, lassen aber immer wieder Lücken um einen Blick auf Heidelberg zu erhaschen. Ein sehenswerter Weg, der aber, dank das guten Wetters, auch stark besucht ist.
Wir schlengeln uns an Touristen vorbei, viel Aufmerksamkeit widmet man uns nicht, nur wenige werfen uns abschätzige Blicke zu. Wir biegen vom Philosphenweg ab und laufen eine schmale Treppe hinuter, folgen einem Pfad der sich steil bergab den Hang hinabschlängelt. Treppen und Schrägen wechseln sich ab, die meiste Zeit sind wir an beiden Seiten von Mauern umgeben. Das grobe Kopfsteinpflaster lädt zum Stolpern ein, nur nicht noch stürzen auf den letzten Metern.
Endlich endet der Abstieg und wir erreichen eine Straße. Nach einer gefühlten Ewigkeit an der Ampel, überqueren wir, auf einer, mit Touristen überfüllten, Brücke, den Neckar.
Der Spießroutenlauf geht in der Stadt weiter, wir schlängeln uns zwischen den Leuten hindurch, an der „Heiliggeistkirche“ vorbei und über einen Marktplatz hinweg, dann erreichen wir den Kornmarkt. Hier hat, vor einer gefühlten Ewigkeit, das Rennen begonnen. Schnell ist der Platz überquert und die „Lotte“ erreicht. Wir schlagen uns ab, Teil 1 ist nach 7:10 geschafft!
Zwischen den Starts
In der Lotte melden wir uns zunächst zurück, unsere Zwischenzeit wird notiert, die Uhr läuft hingegen weiter, bis wir vom Demon Trail zurück sind. Eilig haben wir es beide nicht, Ramon wird sich mir und meiner Frau auf der zweiten Runde anschließen. Wir werden die Strecke gemeinsam wandern.
Nachdem der formelle Teil erledigt ist, zieht es uns hinauf in die Küche, zu den kühlen Getränken. Nachdem der erste Durst gestillt ist, gehe ich hinaus, um mit meiner Frau zu telefonieren. Sie ist noch nicht anwesend, was mir Sorge bereitet, ich hätte sie vor uns hier erwartet, doch sie geht nicht an ihr Telefon.
Mit Unbehagen nutze ich die Zeit um mich etwas zu erfrischen und noch etwas zu essen, während ich weiter versuche sie zu erreichen. Endlich, nach einer halben Stunde, habe ich sie am Telefon. Sie hatte Probleme, in der überfüllten Stadt, einen Parkplatz zu finden. Sie muss nun mit dem ganzen Gepäck und den Hunden einmal durch halb Heidelberg.
Eine weitere halbe Stunde vergeht, nachdem ich eine Weile vor der Lotte gewartet habe, ist es mir nun doch zu frisch geworden, als ich zunächst unsere Hunde, dann meine Frau höre. Ich empfange alle drei am Eingang und nehme ich eine der wilden Bestien und meinen Rucksack ab.
Bis wir uns und die Hunde umgezogen haben und aufbruch bereit sind, vergehen nochmal einige Minuten. Inzwischen ist auch Ramon, den ich zwischenzeitlich aus den Augen verloren habe, wieder aufgetaucht. Wir melden uns ab und verlassen, gegen 15:45, die Lotte.
Die Wanderung – Demon Trail
Der Weg durch die überfüllten Straßen Heidelbergs schafft mich: Im Navi die neue Strecke zu laden und zu folgen, die Hunde im Auge zu behalten, den Autos ausweichen und nebenbei noch Slalom um die Passanten ist zuviel für mich. Zum Glück springt Ramon ein und übernimmt zunächst die Navigation.
Als wir den Neckar erreichen, ist endlich auch mein Navi auf Kurs. Auf einer schmalen Brücke überqueren wir den Fluss und verbringen, auf der anderen Seite einige Minuten an einer roten Ampel.
Wir marschieren ein Stück eine Straße hinauf und biegen dann auf eine schmale Treppe ein, die bald in einen Single Trail übergeht. Wir sind heilfroh die Stadt hinter uns zu lassen. Auch die Hunde sind begeistert und ziehen uns den steilen Pfad hinauf.
Minute um Minute geht es steil bergan. Wir sind fast oben angekommen, als wir von einer kleinen Gruppe überholt werden. Kaum endet der Anstieg, geht es genauso steil bergab, erneut werden wir überholt, die gleiche Gruppe wie zuvor, anscheinend haben sie eine Abzweigung übersehen.
Wenig später überholt uns der „Besenmann“. Der Schlussläufer fragt uns ob wir zurechtkommen, offensichtlich möchte er Anschluss zu den Läufern halten, wir winken ab und lassen ihn ziehen.
Jetzt wo es hinab geht und wir obendrein überholt werden, legen sich Amak und Tuaq noch einmal richtig ins Zeug. Die Hunde zu kontrollieren ist nicht ganz einfach und ungefährlich auf den schmalen Trails.
Der Abstieg endet und geht praktisch nahtlos in den nächsten Anstieg über. In engen Serpentinen windet sich der Pfad den Hang hinauf. Zunächst reagiert Amak noch verwirrt, möchte an liebsten die Serpentinen schneiden und den Hang direkt hinauf marschieren. Nach ein paar Kehren hat er das Prinzip jedoch begriffen.
Nach gefühlt einhundert Serpentinen erreichen wir einen breiten Waldweg. Auf den bleiben wir jedoch nicht, sondern biegen direkt auf einen Wiesenpfad ein, der weiter bergauf führt. Wir stoßen auf den nächsten Forstweg, der weitestgehend eben verläuft. Diesmal dürfen wir diesem folgen und etwas durchatmen. Über vierzig Minuten sind wird schon unterwegs und haben erst 2,7km abgeleistet.
Nach wenigen Minuten verlassen wir den Weg und biegen auf den nächsten Single Trail ein. Wir laufen an der Flanke des Berges entlang, meist eben, tendenziell eher bergab als bergauf. Zweimal überklettern wir umgestürzte Bäume, marschieren über Felsen und überqueren einen kleinen Bachlauf. Bislang bietet die Strecke viel Abwechslung, so darf es gerne weiter gehen.
Der Weg fällt steiler ab, bis wir den Talgrund erreichen. Unten angekommen nähert sich ein Läufer von hinten, den kenne ich: Stefan Ambrosini. Der Schweizer Ultraläufer ist viel in sozialen Netzen aktiv, letztes Jahr liefen wir gemeinsam die 100km auf den Infinity Loops. Beim Joker Trail lief er auch schon mit, ich wunder mich etwas warum er mir im Starterfeld nicht aufgefallen ist. Wir unterhalten uns kurz, dann zieht er davon.
Für ein paar Minuten laufen wir eben, über einen schmalen Trail, dicht an einem Fluss entlang. Für die Hunde eine gute Gelegenheit sich etwas abzukühlen und Wasser zu fassen. Besonders Tuaq freut es.
Nach ein paar Minuten stoßen wir auf einen Waldweg, den wir für nun folgen. Es geht bergan, nicht so steil wie der erste Anstieg, aber deutlich spürbar. Laut Streckenprofil wird sich das jetzt für längere Zeit nicht ändern, etwa 250 Höhenmeter liegen nun „am Stück“ vor uns.
Es dauert nicht lange bis wir den Waldweg verlassen und auf einen schmalen Trail einbiegen, die Steigung nimmt zu. Trotz der vielen bereits abgeleistete Höhenmetern fühlen sich meine Beine noch erstaunlich gut an, auch Susann und Ramon kommen gut voran.
Wir laufen am Rand einer kleinen Lichtung und biegen rechts in den Wald ab, ein besonders steiles Stück bringt Puls und Atmung in Wallung. Endlich oben verrät ein Blick auf das Navi: Wir sind falsch. Wir hätten unten, entlang der Wiese weiter gemusst. Zum Glück führt der Weg, auf dem wir uns nun befinden, in einem kleinen Bogen zurück auf den Kurs und wir müssen, die abgeleistete Höhenmeter, nicht nochmal erklimmen.
Immer weiter geht es aufwärts, durch eine Kehre hindurch, dann wieder einer langen Rampe folgend. Endlich scheint das Ende erreicht zu sein, ein Rastplatz lädt zum Verweilen ein, doch wir wollen unsere Pause noch etwas hinauszögern und queren den Platz. Der Abstieg beginnt nahtlos auf der gegenüberliegenden Seite. Immerhin: Den ersten, von zwei, großen Reiszähnen im Streckenprofil haben wir geschafft! Ebenfalls sind inzwischen 6,8 Kilometer abgeleistet, recht genau 1,5 Stunden haben wir dafür benötigt.
Über Stock, Stein und jede Menge Laub geht es bergab. Besonders mit den ziehenden Hunden muss man aufpassen nicht ins Rutschen zu geraten. Der Abstieg gestaltet sich somit ähnlich fordernd, jedoch deutlich schneller, als der Anstieg.
Unvermittelt treten wir aus dem Wald und stehen am Rand einer Ortschaft. Nach nahezu durchgängigem Trail ein kleiner Kulturschock. Eh wir die Ortschaft betreten, legen wir nun eine kleine Rast ein. Haferriegel für uns, Wasser und Leckerchen für die Hunde. Inzwischen hat die Dämmerung eingesetzt, in absehbarer Zeit werden wir die Stirnlampen brauchen. Die Temperaturen sind noch immer angenehm.
Nach unserer Pause wandern wir eine Straße hinab, biegen in eine Seitenstraße ein und stehen vor der steilsten Rampe der zweiten Strecke. Nicht in Form eines Trails, zum Glück auch nicht in Form einer Treppe, sondern als gewöhnliche Straße die hinauf zum Waldrand führt. Ich kenne das heute schon: brennende Beine und Puls auf Anschlag. Immerhin unterstützt mich Amak nach Leibeskräften.
Wir erreichen den Waldrand und wandern nun auf einem Waldweg. Nachdem wir eine Rasthütte passiert haben, wechseln wir auf einen Trail und ein weiterer langer Anstieg liegt vor uns. In zwei lang gezogenen Kehren geht es beständig aufwärts. Während wir den Hang hinauf marschieren wird es immer dunkler.
Eine halbe Stunde lang wandern wir über schmale Trails durch dichten Wald. Es geht beständig weiter bergan, mal mehr, mal weniger steil. Unsere Gespräche kommen derweil zunehmend zum Erliegen, die Müdigkeit und Anstrengung des langen Tages macht sich bemerkbar. Unvermittelt endet der Trail und entlässt uns auf eine Straße, die Bushaltestelle, die uns gegenüber liegt, wirkt nach dem langen Marsch bereits bizarr.
Wir legen hier eine weitere kurze Rast ein, kramen unsere Stirnlampen aus dem Rucksack und essen noch etwas eh wir unseren Weg fortsetzen.
Wir bleiben nicht auf der Straße, sondern biegen in den nächsten Trail ein. Es geht weiter bergan, aber nicht mehr so steil.
Unvermittelt taucht ein kolossaler Bau vor uns auf. Eine Art Freilichtbühne, steinerne, zu einer Treppe angeordnete, Ränge liegen vor uns, einige flachere Stufen und eine Bühne vor einem Steinbogen hinter uns. Mit der untergehenden Sonne entsteht ein faszinierender Anblick.
Wir nehmen uns Zeit, den Anblick auf uns wirken zu lassen, nehmen Fotos auf und schlendern über die Bühne. Unser Track führt uns die Treppen hinauf, schon wieder Treppen, diesmal sind immerhin alle Stufen gleich hoch und tief. Anstrengend ist es trotzdem. Der Anblick von oben entschädigt jedoch für jede einzelne Stufe.
Wir kehren der Anlage den Rücken und laufen ein Stück durch den Wald. Wenig später taucht ein weiteres Bauwerk vor uns auf, anscheinend die Mauern einer alten Burganlage. In der Dunkelheit ist jedoch nicht viel davon zu sehen. Wir umlaufen den Bau, folgen einem Trail, bis wir auf eine Straße stoßen. Wir überqueren die Straße und beginnen den Abstieg über einen weiteren Trail. Der Pfad ist eng und rutschig, teilweise sind tiefe Schritte notwendig, mit den Hunden erneut nicht ganz ungefährlich, wir gehen daher langsam und mit bedacht.
Nach einigen kehren Stoßen wir erneut auf eine Straße, der wir diesmal für ein paar Minuten folgen, eh es auf dem nächsten Trail weiter bergab geht. Zwischen den Bäumen können wir immer wieder die Lichter von Heidelberg sehen, es ist nun nicht mehr weit.
Laut Navi liegen keine zwei Kilometer mehr vor uns, dafür sind wir, gefühlt, noch immer sehr weit oben. Unser Weg wird breiter und einfacher zu laufen, eröffnet immer wieder reizvolle Blicke über „Heidelberg bei Nacht“.
Unser Pfad stößt schließlich auf den Philosophenweg, hier waren wir heute schonmal. Allerdings kommen wir dieses Mal von der anderen Seite. Erneut marschieren wir die Treppen und Rampen hinab, das Kopfsteinpflaster läuft sich im Dunkeln, mit Zughund, nicht angenehmer als am Tag.
Nachdem wir unten angekommen sind, überqueren wir zunächst die Straße, dann wieder auf bekannter Brücke, den Neckar. Noch immer herrscht reger Betrieb in der Stadt, wir nehmen die Hunde kurz und bahnen uns unseren Weg zur Lotte. Nach etwa 3 Stunden und 40 Minuten erreichen wir hoch zufrieden und glücklich die Lotte.
Ausklang
Wir stärken uns, machen uns etwas frisch und nehmen dann im „Wohnzimmer“ des Hostels auf den bequemen Sofas Platz. Die Lotte ist noch immer gut besucht, aber nicht mehr hoffnungslos überfüllt wie heute Morgen, außer den Übernachtungsgästen sind nicht mehr viele hier. Wir unterhalten uns und warten drauf bis Michael, der Organisator, ein paar Minuten Zeit für uns hat.
Nachdem wir neue Schuhe bei ihm anprobiert, uns kurz unterhalten und unsere Urkunden im XXL Format entgegengenommen haben, verabschieden wir uns von allen und treten die Heimreise an.
Fazit
Der Jokertrail ist anspruchsvoll. Vor allem die ersten 15 Kilometer, bis zum ersten Versorgungspunkt, haben es, nicht nur wegen der Himmelsleiter, in sich. Erreicht man VP2, hat man bereits einen Großteil der Höhenmeter abgeleistet. Auf Grund dem, was ich zuvor gelesen habe, hätte ich mir die Strecke insgesamt aber schwieriger, bzw. vor allem technischer vorgestellt. Das perfekte Frühlingswetter hat uns das Leben heute aber deutlich leichter gemacht, bei Schnee und Eis wären viele Abschnitte viel fordernder gewesen.
Die Strecke vom Demon Trail habe ich als die ansprechendere, der zwei Runden, empfunden. Hier wird nahezu vollständig auf Trail gelaufen, gerade die erste Hälfte ist sehr abwechslungsreich, die Freilichtbühne im zweiten Abschnitt ein echtes Highlight.
An der Organisation habe ich nichts auszusetzen, auf dem Jokertrail bekommt man drei Mal Verpflegung gereicht. Wer primär schnelle Straßenläufe gewöhnt ist, mag das wenig erscheinen, gemessen an Trail Läufen sind das übliche Abstände, gemessen an Ultratrails bereits bequem. Im Startgeld ist ein wertiges T-Shirt (kein Laufshirt) enthalten, je nach Paket kommen noch Übernachtungen in der Lotte hinzu. Wer sich für den Lauf interessiert sollte die Anmeldung nicht auf die lange Bank schieben, durch den begrenzten Platz in der Lotte ist die Teilnehmerzahl begrenzt, in den letzten Jahren war der Lauf daher ausverkauft.
Meine gesetzten Zeitziele konnte ich nicht erreichen. Zum einen nicht weil ich mich auf der Himmelsleiter verschätzt habe und erst zu spät einen guten Rhythmus gefunden habe, ein weiterer Stolperstein war mein defekter Rucksack. Im Gegenzug habe ich, nach dem Verzicht auf mein Zeitziel, eine tolle Zeit verbracht. Danke an Ramon an dieser Stelle für die vielen gemeinsamen Kilometer!
Den Lauf habe ich beschwerdefrei überstanden, nicht mal nennenswert Muskelkater blieb zurück, so dass ich mich trotzdem auf gutem Weg für mein Jahresziel sehe.