Die letzte Woche der Challenge hat begonnen. Wie es mir auf den letzten Kilometern ergangen ist, sowie ein Fazit des vergangen Monats, könnt ihr im folgendem Bericht nachlesen.
Das gönne ich mir, Montag 26.3.2018
Meine Stimmung: Das habe ich mir verdient
Fünfundzwanzig Tage lang bin ich jeden Tag gelaufen, zuletzt 100 Kilometer weit. Die Challenge ist so gut wie abgeschlossen. Heute lasse ich daher Vernunft walten und laufe nicht, außer der obligatorischen Gassi Runde, mit den Hunden, schone ich meine Knochen.
Meinen, bislang, längsten Streak enden zu lassen, versetzt mir einen Stich, aber nur einen kleinen. Das Kapitel „I Run 661“ steuert unweigerlich auf das Ende zu, ich möchte diese Woche zur Regeneration nutzen um schneller wieder mit dem spezifischen Training für den Supermarathon am Rennsteig beginnen zu können.
Distanz: 0km Höhenmeter: 0 Dauer: 0:00:00
Extremsport, Dienstag 27.3.2018, ca. 19:00
Meine Stimmung: gut
Bislang war ich der Meinung, dass meine Beine das anstrengende Wochenende nahezu spurlos überstanden haben. Die ersten Schritte auf der heutigen Runde belehren mich eines besseren. Beim Anlaufen ziept und zwackt es überall in den Beinen, vor allen in den Kniekehlen. Holprig und gemächlich zieht sich der erste Kilometer dahin. Amak, der vor mir her trabt, nimmt es genauso gelassen wie ich. Die Beschwerden werden sich sicher nach und nach herauslaufen, habe ich zuletzt mehrfach so nach den langen Läufen erlebt. Kein Grund zur Sorge.
Wie so oft in den letzten Wochen geht es direkt bergan und ich bin froh das mein Hund mich unterstützt. Oben angekommen fühlt sich das Laufen schon deutlich runder an.
Auf den nächsten Kilometern durchqueren wir den Wald bis wir eine Landstraße erreichen, dieser folgen wir eine Weile bergauf, dann biegen wir in einen Waldweg ein. Über Stock und Stein geht es weiter, vorrangig bergab. Kein Vergleich zu den Trails vom Wochenende, aber zumindest lässt der Abschnitt die Erinnerungen wieder aufleben. Amak hat sichtlich Spaß und wir schlagen ein ordentliches Tempo ein.
Die Abfahrt endet und wir ziehen, wieder gemütlicher, dahin. Nach einem weiteren Kilometer erreichen wir den Rand eines Golfplatzes. Inzwischen ist es dunkel geworden und ich schalte meine Lampe an. Einsam ziehen wir an weiten Wiesen und Hängen vorbei, Golfer sind um die Uhrzeit nicht mehr unterwegs, lediglich ein paar geparkte Golfautos deuten darauf hin, das die Saison begonnen hat. Ich glaube auch nicht, dass sie begeistert wären, zu sehen, wie ihr heiliger Rasen durch Hundepfoten entweiht wird.
Unschwer zu erraten, das meine Meinung, über diese Sportart, nicht übermäßig hoch ist. Golf ist mir einfach zu extrem: extrem versnobt, extrem unsportlich. (Golffreunde dürfen mir, an dieser Stelle, gerne Voreingenommenheit und Unwissenheit anlasten) Ich bin jedenfalls froh, als wir das Gelände hinter uns gelassen haben.
Wir verlassen die Ortschaft über einen Feldweg und biegen wieder in den Wald ein. Ab hier geht es streng bergauf, der Boden ist abschnittsweise so durchweicht, dass ich aufpassen muss, dass meine Schuhe nicht steckenbleiben. Amak unterstützt mich nach Kräften, kann aber nicht verhindern das sich meine Beine bleiern schwer anfühlen. Zwei fordernde Kilometer später ist der Anstieg bewältigt. Bis nach Hause haben wir etwa eine halbe Stunde Weg vor uns, diese traben wir gemütlich und ohne besondere Vorkommnisse dahin.
Distanz: 17,27km Höhenmeter: 238 Dauer: 1:43:12
Es zu Ende bringen, Mittwoch 28.3.2018, ca. 17:15
Meine Stimmung: Packen wir es an
Sonnenschein, die Strecke so abgestimmt das die 661km genau an der Haustür abgeschossen sind, die Hände in die Luft, vielleicht gar ein kleiner Freudenschrei? Irgendwie so habe ich mir das Ende der Challenge vorgestellt. Die Wahrheit sieht anders aus:
Es ist grau und windig, dazu ein feiner Sprühregen, der scheinbar durch jede noch so kleine Ritze seinen Weg findet. Der ganze Tag war stressig, Ursache, ein ungeplanter Termin auf der Arbeit. Sobald ich zu Hause ankomme, wird es weiter gehen, wir bekommen noch Besuch und das Haus will aufgeräumt werden. Mir ist kalt, Tuaq stapft vor mir her, auch er sieht nicht glücklich aus, seine Zugleine hängt genauso durch wie sein durchnässtes Fell. Mein Blick fällt zur Uhr. Etwa hier muss es sein, hier müsste ich die 661km erreicht haben. Ich würdige den Augenblick zumindest mit einem Foto dann stapfe ich weiter, knapp zwei Kilometer Sauwetter liegen noch vor mir.
Knapp eine Stunde zuvor bin ich aufgebrochen, zumindest im Trockenen und trotz Stress mit guter Laune. Nachdem Amak mich gestern begleitet hat, ist heute Tuaq an der Reihe. Ich werde meine Hausrunde laufen, etwa 12,5 Kilometer lang, um eine neue Runde zu planen, fehlte mir die Zeit. Ich weiß nicht genau, wie viele Kilometer, mir fehlen, irgendwas zwischen zehn und elf. Ich breche zügig auf, jedenfalls so zügig es meine Beine erlaubten. Tuaq scheint es heute leider nicht so eilig zu haben, bergauf beweist er mir dafür, wie toll er bei Fuß laufen kann. Ich nehme es gelassen, er muss mich nicht ziehen, wichtig ist mir nur das er mich nicht behindert und das tut er so nicht.
Im Wald angekommen nimmt Tuaq fahrt auf, für einige Kilometer ziehen wir so dahin. Der Lauf ist anstrengend, da ich das Tempo bewusst hoch halte, es gibt keinen Grund mehr sich zu schonen. Bei jedem Kilometer schaue ich auf die Uhr, „noch 8“, „noch 7“. Nieselregen setzt ein, davon lasse ich mir jetzt die Laune nicht versauen, einfach weiter, ist ja nicht das erste Sauwetter in diesem Monat.
Es geht bergab, steil, Tuaq nimmt fahrt auf, Pace auf dem Gefällstück zwischen 2:50 und 3:10. Ich überlege, diesen einen Kilometer, voll durchzuziehen, den schnellsten Kilometer im letzten Lauf wäre doch was. Nach etwa 700 Metern breche ich das Unterfangen ab, die Beine sind zu müde, um dieses Tempo länger zu halten. Am Ende brauche ich 4:15 für den Kilometer, auch nicht schlecht. Tuaq hat auch genug, er gönnt sich erst einmal eine längere Auszeit von der Zugarbeit.
Der Regen nimmt zu, so auch der Wind. Bis an den Waldrand geht es beständig bergauf. Noch drei Kilometer. Ich versuche, mir meine gute Laune zu erhalten, in dem ich in Gedanken den zurückliegenden Monat noch einmal Revue passieren lasse. Welche Strecke war die schönste? Schwierig eine Auswahl zu treffen. Der zweite lange Lauf würde weit oben auf der Rangliste stehen und natürlich die Infinity Loops.
Ein Piepser der Uhr reist mich aus den Gedanken, ich blicke auf die Anzeige, geschafft! 661km sind gelaufen. Foto und dann weiter durch das nasse Grau bis ich zehn Minuten später zu Hause ankomme.
Distanz: 12,66km Höhenmeter: 176 Dauer: 1:10:19
Es nochmal zu Ende bringen, Freitag 30.3.2018, ca. 11:00
Meine Stimmung: freu mich drauf
Die Challenge ist geschafft, daran ist nicht mehr zu rütteln. Auf meinem Konto stehen 37 Laufeinheiten und eine Wandereinheit. Ursprünglich waren mehr Wanderungen geplant, die jedoch, aus unterschiedlichen Gründen, alle ins Wasser gefallen sind. Mich hat der Ehrgeiz gepackt die ca. 16 erwanderten Kilometer noch zu erlaufen.
Der Frühling hat Einzug erhalten, die Sonne scheint und die Temperatur liegt deutlich im zweistelligen Bereich. Ein lauffreier Erholungstag liegt hinter mir, beste Bedingungen für einen Lauf.
Aus dem Haus geht es, wie so oft in den letzten Wochen, wieder hinauf in den Wald. Ich durchquere diesen und laufe ein kurzes Stück auf der Landstraße. Dann biege ich rechts in den Wald ein. Bis hier alles genau wie am Dienstag. Statt rechts, Richtung Golfplatz, biege ich heute links ab.
Die ersten acht Kilometers sind bereits geschafft, ich fühle mich gut. Sonne und Wärme steigert die Stimmung beträchtlich, ein würdigerer letzter Lauf der Challenge als der von Mittwoch.
Für wenige Minuten folge ich dem Waldweg, dann lasse ich den Wald zurück und durchquere eine kleine Ortschaft, dahinter erneut Waldweg, zunächst geteert, dann ein Pfad, dann nur noch Wiese. Laut GPS muss mein Weg irgendwo im Wald über mir weitergehen. Ich suche den Waldrand ab und entdecke tatsächlich einen kleinen Pfad, also querfeldein über die Wiese. Es ist matschig und steil aber nicht weit. Schnell wechsel ich von Laufen zu Marschieren, was mich wieder an die „Loops“ erinnert.
Ich folge einen schmalen Trail stoße aber bald darauf auf einen breiten Waldweg. Die nächsten Kilometer über geht es beständig leicht auf und ab, anstrengungsfreies und genussvolles Laufen. Ich erreiche den Waldrand, folge diesem für einige Zeit und biege wieder in den Wald ein, zunächst steil bergab dann streng bergauf, bis ich auf eine Landstraße treffe. Ich folge dieser, weiterhin aufwärts, überquere eine Straße und tauche wieder in den Wald ein.
Der Weg wird schmaler, unebener und matschiger. Mein Blick gleitet immer wieder zur Uhr, 15km geschafft, wenig später 15,5, gleich beende ich die Challenge zum zweiten Mal. Die letzten hundert Meter bin ich so auf die Uhr fixiert das ich die Radfahrer, erst bemerke als sie direkt hinter mir sind. Den ganzen Lauf über ist mir niemand begegnet und gerade hier habe ich am aller wenigstens mit Begegnungen gerechnet. Schnell mache ich Platz und lasse die Zwei passieren. Gerade in dem Moment als die Uhr zum 16ten Mal piepst, geschafft! Ich mache ein Foto von der Stelle und trabe danach wieder an.
Wenig später verlasse ich den Wald und laufe am Rand von Feldern entlang, es geht abwärts, bis ich zunächst eine Straße dann eine Ortschaft quere. Hier stoße ich auf eine, unserer häufiger genutzten, Gassi-Runden. Der interessante Teil der Strecke liegt hinter mir. Die letzten Kilometer bis nach Hause sind unspektakulär, dennoch genieße ich jeden Schritt.
Das war es nun wirklich, die nächste Woche dient der Regeneration.
Distanz: 22,37 Höhenmeter: 331 Dauer: 2:06:36
Fazit
Der März war ein intensiver Monat. Nicht jede Laufeinheit ist mir leicht gefallen, dennoch hatte ich es mir vorher schwerer vorgestellt. Überrascht hat mich, das mir die täglichen Einheiten von Woche zu Woche leichter gefallen sind.
Der notwendige Zeitaufwand ist nicht zu unterschätzen. Im Durchschnitt verbringt man jeden Tag wenigstens zwei Stunden in Laufschuhen. Eine Belastung auch für die Familie und die Arbeitskollegen.
Von 64 Teilnehmer haben 42 das Ziel erreicht, insgesamt sind wir 35.800 Kilometer weit gelaufen.
Die Teilnahme an der Challenge hat knapp 40 € gekostet. Dafür bekommt man ein hübsches Funktionsshirt sowie die Mitgliedschaft in einer Facebookgruppe. Natürlich braucht man beides nicht um 661km weit zu laufen. Die offizielle Teilnahme hat jedoch etwas Verbindliches, was hilft die Motivation aufrecht zu halten.
Recht kurzfristig wurde, vom Veranstalter, die kostenlose Teilnahme bei den „Infinity Loops“ in das Leistungspaket aufgenommen. Der Start kostet einzeln 30 € (die das Event absolut wert sind). Im Nachgang wurde angekündigt das alle weiteren „Loops“ in diesem Jahr für 661 Läufer kostenfrei sind. Das macht die Challenge endgültig zum Preis/Leistung Sieger.
Insgesamt hatte ich viel Spaß und werde diesen Monat sicher lange in Erinnerung behalten. Nicht nur deswegen kann ich mir gut vorstellen mich, in den kommenden Jahren, noch einmal der Challenge zu stellen.
Der März in Zahlen:
Laufeinheiten gesamt | 37 |
Gelaufene Kilometer | 668,8 |
Wandereinheiten | 1 |
Gewanderte Kilometer | 16,07 |
Kilometer gesamt | 685,05 |
Überwundene Höhenmeter | 9559 |
Laufzeit insgesamt | 2 Tage, 21 Stunden, 17 Minuten und 10 Sekunden |
Pace | 6:04 |
Zum Abnehmen ist die Challenge im Übrigen wenig geeignet: Lediglich zwei Kilo habe ich den März über verloren, mit der täglichen Anstrengung steigt der Appetit. Fun Fact: Insgesamt habe ich etwa 48.300 Kalorien verbraucht, das entspricht ca. 90 Tafeln Schokolade. Mahlzeit!