I Run 661 – KW 11

I Run 661 – KW 11

Auch in der dritten Woche der Challenge gab es Höhen und Tiefen, Einzelheiten findet ihr im folgendem Wochenbericht.

Klicke hier um einen Überblick zu der Challenge zu bekommen.

Erste Ausfallerscheinungen, Montag 12.03.2018, ca. 16:00

Meine Stimmung: alles schwer

Heute ist mein Erholungstag, ich plane daher nur eine kurze Strecke, etwas mehr als elf Kilometer sollen werden. Bereits vor dem Start habe ich mit Ausfallerscheinungen zu kämpfen. Nicht in den Füßen oder Beinen, sondern ausgerechnet im rechten Arm. Beim Strecken oder schwerem Heben schmerzt es heftig. Ich tippe auf eine Zerrung oder gar einen Muskelfaserriss. Die Ursache liegt sicher in dem langen, ungewohnten, Stockeinsatz von gestern. Im Alltag stört die Verletzung nicht, auch beim Laufen behindert sie nicht, aber auf die Stöcke werde ich für den Rest der Challenge verzichten müssen. Das ist besonders in Hinblick auf die 2000 Höhenmeter der „Infinity Loops“ bitter.
Nach der gestrigen Tour erwarte ich keine Frische in den Beinen, von dem Ausmaß der Schwere bin ich trotzdem überrascht. Auf dem ersten Kilometer fühlt sich alles verkrampft an. Ich überlege, direkt umzudrehen, den Lauf seien zu lassen. Genug Vorsprung auf den Plan hätte ich dazu. Ich zögere die Entscheidung etwas hinaus, letzten Montag, hat es sich ähnlich angefühlt und wurde rasch besser, vielleicht auch heute. Das verkrampfte Gefühl läuft sich tatsächlich nach und nach heraus, die Schwere bleibt. Im Bereich der Kniekehlen zwickt es, Füße sind bleiern. Jeder Schritt kostet spürbar Kraft. Wie soll ich so noch 300 Kilometer weit laufen? Wann ist der Zeitpunkt zum Abbruch gekommen? Düstere Gedanken breiten sich aus.
Finster ist heute auch der Himmel, graue Wolken, wo gestern die Sonne gestrahlt hat. Meine Strecke ist unspektakulär, über die Landstraße aus dem Ort hinaus, auf einen Waldweg einbiegen, diesen durchqueren und wieder auf gleiche Straße zurückkehren. Einen Anstieg hinauf bis zum nächsten Ort und dann über einen Feldweg zurück. Eine einfache Strecke, an einem Tag wo gar nichts einfach fällt.
Immerhin verschlechtert sich mein Zustand nicht, gegen Ende habe ich einen langsamen Rhythmus gefunden und das Setzen der Schritte fällt mir etwas leichter. Auf die bevorstehende Woche blicke ich sorgenvoll. Für mich steht fest, wenn sich nicht bald Besserung einstellt, muss ich abbrechen.

Distanz: 11,68km Höhenmeter: 137 Dauer: 1:10:27

Da ich heute versäumt habe Fotos zu machen, muss unsere Katze herhalten 🙂

Ist das, das Ende? Dienstag 13.03.2018, ca. 15:30

Meine Stimmung: besorgt

Den ganzen Tag über kribbelt es in den Beinen. Kein Zeichen der Vorfreude, eher der Sorge. Ich habe mir ein Ultimatum gesetzt: Wenn es heute nicht läuft, gönne ich mir morgen nochmal einen kompletten Ruhetag und versuche es am Donnerstag erneut. Klappt es auch dann nicht ist Schluss. Mehr Minuskilometer anzusammeln würde zwangsweise weitere lange Läufe nach sich ziehen, die den Stress, für meinen Körper, weiter erhöhen würde.
Für den heutigen Lauf habe ich mir seelische und körperliche Verstärkung zugesichert: Amak. Als Strecke werde ich eine kürzere Variante meiner Sonntagsroute laufen, etwas mehr als 24 Kilometer.
Vom Parkplatz starten wir, direkt in den Wald hinein, Amak hat sichtlich seinen Spaß, wetzt los, schnuppert rechts, schnuppert links. Nach ein paar Minuten hat er sich beruhigt und wir verfallen in einen gemeinsamen Trab. Ich fühle ich mich hinein und spüre, nichts! Kein Zwicken, kein Zwacken, keine Schwäche. Durch und durch rundes, beschwerdefreies, Laufen. Die ersten Kilometer sind wir zu schnell unterwegs, unsere Pace liegt deutlich unter sechs Minuten.
Mein Weg verläuft zu beginn wellig, kleine Auf- und Abstiege verbunden mit flachen Abschnitten. Die Strecke ist noch die gleiche wie am Sonntag, der Unterschied in der Wahrnehmung könnte größer nicht sein: Am Wochenende erlebte ich hier Frühling, krelle Farbe, warme Luft, lebendigen Wald. Heute dominiert grau in grau, es ist windig, kühl, dazu Nieselregen, alles wirkt auf mich trostlos. Der erste Anstieg beginnt, heute ohne Stöcke, dafür hilft Amak. In hatte, den Aufstieg, länger in Erinnerung, problemlos kommen wir oben an. Wenig später verlasse ich den bekannten Weg. Kurz darauf piepst meine Uhr: Streckenabweichung. Ich schaue mich um, finde aber keine Alternative. Also erst einmal weiter. Es geht endlos, in weiten Schleifen, bergab. Die Abweichung von Weg und Track wird immer größer, hat aber zumindest einen ähnlichen Verlauf. Endlich erreichen wir das Ende der Abfahrt und treffen wieder auf den geplanten Track. Tatsächlich, trifft hier ein weiterer Weg auf den unsrigen, das hätte der richtige seien müssen, ich habe den Einstieg doch verpasst.
Kaum unten angekommen führt der Weg wieder bergauf, steil, richtig steil und wieder piepst die Uhr. Diesmal weicht die Richtung gravierend zum geplanten Track ab. Ich laufe ein paar hundert Meter weiter, dann bleibe ich ratlos stehen. Das kann so nicht stimmen. Ich krame das Handy hervor, habe jedoch nicht genug Datenempfang, um mir eine Karte anzeigen zu lassen. Mein Garmin GPS Gerät, mit eingespielter Wanderkarte, liegt nutzlos zu Hause. Letztlich entscheide ich mich für die sichere Variante und laufe die gleiche Strecke zurück. Mir geht es dabei in erster Linie um Amak, mehr als 25km sind wir noch nie zusammen gelaufen, ich möchte ihn auf keinen Fall überfordern. Wie ich zu Hause sehe, war die Entscheidung richtig. Wäre ich den Weg weiter gefolgt, hätte dies wenigstens fünf Kilometer Umweg zur Folge gehabt.
Der folgende Anstieg, den Berg wieder hinauf, ist kraftraubend und schweißtreibend. Oben angekommen, sind die meisten Höhenmeter, für heute, abgeleistet. Acht Kilometer über wellige Gelände verbleiben bis zum Auto. Wichtiger aber: Ich sollte hier und jetzt 331km der Challenge abgeleistet haben, Halbzeit! Nach kurzer Fotopause nehmen wir den letzten Abschnitt in Angriff. Amak zeigt keine Schwäche, läuft wie ein Uhrwerk, auch ich erhole mich und kann den Rest des Laufs, trotz stärker werdenden Regens, genießen.

Distanz: 24,77km Höhenmeter: 365 Dauer: 2:27:28

 

Heute bitte langsam! Mittwoch 14.03.2018, ca. 15:15

Meine Stimmung: Wird schon werden

Gestern war ich mit Amak unterwegs, heute ist Tuaq an der Reihe. Meine größte Sorge besteht darin, dass er wieder versucht, mir ein Fahrtspiel aufzubürden. Anders als letzte Woche bin ich heute bei Kräften und zuversichtlich ihn gebremst zu bekommen. Da Tuaq nicht so gut trainiert ist wie Amak, wird meine Strecke etwas kürzer ausfallen, etwa 16km sollen es werden. Damit bleibe ich unter dem Tagesziel, da ich die letzten Tage genug Puffer aufgebaut habe, ist das kein Problem, ein weiterer kürzer Tag schadet mir sicher nicht.
Den Preis für die kreativste Laufstrecke gewinne ich heute nicht. Mein Weg führt mich direkt in den nahegelegenen Wald hinein, dort werde ich zwei Schleifen laufen und dann nach Hause zurückkehren. Mit Tuaq möchte ich Ablenkungen soweit wie möglich meiden und daher keine der angrenzenden Ortschaften passieren. In fast allen gibt Bauernhöfe, mit Weiden und oft freilaufenden Hühnern, die den Jagdtrieb der Huskies wecken. Mir ist wichtig das er sich heute auf mich konzentriert um langfristig, unser Zusammenspiel, zu verbessern.
Zu beginn wirkt Tuaq müde und etwas lustlos, am ersten Anstieg lässt er die Leine durchhängen, statt mitzuarbeiten und ich muss aufpassen nicht darüber zu stolpern. Nach diesem ersten Hindernis läuft er vor und beginnt zu ziehen. Jetzt muss ich ihn etwas ausbremsen aber schon bald haben wir einen gemeinsamen Rhythmus gefunden. Die folgenden Kilometer sind entspannt, mein Körper spielt mit, Tuaq arbeitet mit. Am nächsten Anstieg hilft er mit etwa bis zur Hälfte, danach schaltet er einen Gang zurück, das ist in Ordnung so, ich verlange nicht von meinen Hunden das sie mich die Berge hochschleifen. Oben angekommen gönne ich ihm eine kurze Pause und biete ihm etwas Wasser an.
Die zweite Schleife verläuft ähnlich, er arbeitet gut mit, nur am Anstieg nicht bis zum Ende. Den restlichen Heimweg legen wir trabend und ohne weitere Zwischenfälle zurück. Zu Hause angekommen wirkt Tuaq nicht so, als hätte er sich restlos verausgabt. Für heute reicht es trotzdem, beim nächsten Mal können wir die Strecke aber etwas verlängern.
Ich bin zufrieden, das lief heute deutlich besser als der chaotische Lauf von letzter Woche.

Distanz: 16,64km Höhenmeter: 240 Dauer: 1:35:41

 

Herbst? Donnerstag 15.03.2018, ca. 13:30

Meine Stimmung: Raus, laufen!

Der Winter steht vor der Tür, schon wieder. Zumindest wenn sich die unheilvollen Prognosen der Wetterfrösche bewahrheiten. Heute ist davon nichts zu sehen, blicke ich aus dem Fenster, sehe ich Sonnenschein. Das Außenthermometer bescheinigt dazu 11 Grad über Null. Ich beschließe daher, es noch einmal in kurzer Kleidung zu versuchen, packe mir aber, zur Sicherheit ein langes Oberteil in den Rucksack.
Anders als gestern laufe ich heute keine Schleifen, sondern eine weiträumige Runde. Kaum habe ich unser Dörfchen verlassen, weht mir kräftiger, böiger, Gegenwind um die Nase. Jede Böe lässt mich schaudern, mich friert es, zunächst nur an den Armen, wenig später am ganzen Oberkörper. Nach nur zwei Kilometern gebe ich auf und ziehe mich um. So ist es besser.
Insgesamt sechs Kilometer kämpfe ich gegen den Wind an, dann biege ich ab und tausche Wind gegen Berg, das ist ebenfalls anstrengend, aber schon bald ist der höchste Punkt erreicht und ich biege in einen Wald ab. Hier peinigt mich weder Wind noch Steigung und ich kann mich etwas erholen.
Ich komme an einer abgeholzten Lichtung vorbei, nur ein einzelner hoher Baum, in der Mitte der Lichtung, wurde verschont. Ein seltsamer Anblick, der mir eine kurze Fotopause wert ist.
Wenig später entdecke ich vor mir einen Läufer mit Hund, ich hefte mich für eine weile an seine Fersen und kann nach und nach Boden gutmachen. Eine kleine spielerische Ablenkung, höchst willkommen. Der Läufer biegt ab, kurz bevor ich ihn erreicht habe und ich bin wieder alleine auf weiter Flur. Wenig später verlasse ich den Wald und befinde mich erneut auf offenem Gelände. Zum Glück in die entgegengesetzte Richtung, so dass aus Gegenwind, Rückwind wird.
Es folgen flache Kilometer, das Laufen fällt mir heute leicht, fühle mich frisch und kräftig. Auf halbem Weg zur nächsten Ortschaft kommt mir ein Jogger entgegen, wenig später ein Weiterer. Anscheinend will heute jeder das gute Wetter nutzen.
Ich durchquere zwei Ortschaften, dann befinde ich mich auf dem Heimweg, jetzt wieder mit Gegenwind. Ein weiterer Jogger kommt mir entgegen, nein Moment, dass einer von den Zweien, die mir vorhin begegnet sind. Kurzes Lachen und Gruß beim gegenseitigen Erkennen, drei weitere ereignislose Kilometer später bin ich wieder zu Hause.
Alles im Allen war das heute ein unspektakulärer Lauf, der dank Sonne und trotz Wind Spaß gemacht hat.

Distanz: 24,70km Höhenmeter: 282 Dauer: 2:24:48

Legales Doping, Freitag 16.03.2018, ca. 13:15

Meine Stimmung: müde, kraftlos

Nach drei guten Tagen überrascht es mich wenig, heute einen schwächeren Tag erwischt zu haben. Von Beginn an fühle ich mich müde und kraftlos, hinzu kommt Stress, denn nach dem Lauf muss ich mit den Hunden Gassi gehen und danach zur Hundeschule. Die Müdigkeit kommt nicht nur von dem Training der letzten Tagen, wir hatten gestern lange Besuch und die Nacht war schlicht zu kurz.
Das Wetter trägt nicht dazu bei, meine Stimmung aufzuhellen, schwere, dunkle Wolken dominieren den Himmel, immer wieder setzt ein feiner Nieselregen ein. Um mich abzulenken lausche ich, über Kopfhörer, ein Hörbuch.
Angesichts meiner Gemütslage und Stimmung habe ich mir eine einfache Strecke zurechtgelegt. Zu beginn laufe ich, weitestgehend eben auf einer Straße dahin, bis ich in den Wald abbiege. Von hier aus geht es beständig leicht bergauf, unter normalen Umständen kaum der Erwähnung wert, heute schon. Ich verlasse den Wald und kehre auf die Straße zurück, wieder bergan, diesmal etwas steiler dafür kürzer. Anstrengend aber nicht so zermürbend wie der Abschnitt zuvor.
Es folgt eine Abfahrt, die etwas Zeit zum Erholen bringt, dann schwenke ich auf einen Rundkurs ein. In der Variante die ich heute laufe etwa 5km lang, etwa 50 Höhenmeter sind pro Runde zu überwinden, die sich auf zwei Buckel aufteilen. Zwei Umläufe sind für heute geplant. Die erste Runde zieht sich, nur mit mühe gelingt es mir, die Anstiege im Laufschritt zu bewältigen. Im zweiten Umlauf gebe ich mich geschlagen und gehe ein Stück, an diesen Hügelchen zu scheitern ist wirklich deprimierend.
Etwa 17 Kilometer sind geschafft, als das Kapitel meines Hörbuchs endet. Ich nehme das zum Anlass, eine kurze Pause einzulegen, dabei wechsel ich von Buch zu Musik. Ich verlasse den Rundkurs und befinde mich auf dem Heimweg, mein Weg führ über zwei kleine Ortschaften und leicht welliges Gelände. Der Zufallsgenerator meines Handys meint es offensichtlich gut mit mir, serviert mir genau den Mix aus Gute Laune und antreibenden Rhythmus den ich jetzt brauche. Lied für Lied erwache ich aus meiner Lethargie. Lauflust stellt sich ein und meine Kilometerzeiten, bis vor kurzem deutlich über sechs, näher sich immer weiter der fünf Minuten Grenze an. Eh es soweit kommt, bin ich aber schon wieder zu Hause. Musik hat mir oft durch schwere Abschnitte geholfen, so deutlich wie heute habe ich die wundersame Wirkung jedoch lange nicht mehr erlebt.

Distanz: 18,94km Höhenmeter: 285 Dauer: 1:48:36

Familienausflug, Samstag 17.03.2018, ca. 16:00

Meine Stimmung: lustlos

Was bewegt sich auf zehn Beinen und zwei Rädern? Ganz einfach: Ein Gespann bestehend aus zwei Huskies einer Radfahrerin und einem Läufer. Der Läufer bin ich, mit einer Zugleine verbunden vorweg Amak, bei meiner Frau leistet Tuaq Unterstützung beim Vortrieb. Wie immer, bei gemeinsamen Ausflügen, starten wir ungestüm: Die Hunde steigern sich gegenseitig hinein, wollen einander überholen und der schnellste sein und produzieren dabei einen Heidenlärm. Nur mit Mühe bekommen wir sie auf moderates Tempo hinabgebremst. Zunächst müssen wir einmal durch unser Dorf, ein Unterfangen was Konzentration erfordert, Autos, Fußgänger, andere Hunde stellen teils gefährliche Hindernisse da. Nachdem wir endlich die letzten Häuser zurücklassen wir es einfacher, die Hunde haben ihr erstes Feuer verschossen und werden langsam etwas ruhiger.

Das Wetter ist angenehm, kühl aber trocken, gute Bedingungen zum Laufen. Wir folgen für einige Zeit der Straße, bis wir, im nächsten Ort, auf einen Feldweg einbiegen. Grundlegende Orientierung ist zunächst moderat aufwärts. Die Hunde arbeiten die meiste Zeit über gut mit, so auch mein Körper, zumindest solange ich es mit der Geschwindigkeit nicht übertreibe. Nähern wir uns der fünf Minuten pro Kilometer Grenze an, was vor allem auf den Abwärtspassagen passiert, wenn Amak sich ins Zeug legt, zwackt es mal in der Wade, mal in der Ferse, mal an den Zehen.

Nach etwa zehn Kilometern lassen wir den Feldweg hinter uns und biegen in den Wald ein, hier legen wir eine kurze Pause ein, geben den Hunden zu trinken, dann geht es weiter. Zunächst aufwärts, eigentlich nicht lange, bin diesen Hang schon dutzende Male hinaufgelaufen. Heute schlaucht er mich, Schritt für Schritt muss ich mir erkämpfen, fühle mich kraftlos. Des Weiteren fängt mein Magen an, mir Probleme zu bereiten: Sodbrennen. Die Ursache für den kleinen Einbruch ist mir klar: Zu schnell gestartet, nicht ganz freiwillig, aber dennoch mein Fehler.
Es folgt eine längere Abwärtspassage, die mir Zeit zum Erholen gibt und anschließend der letzte lange Anstieg. Amak hilft mir und ich mobilisiere noch einmal verbliebene Kräfte und so erklimmen wir diesen Hügel zumindest mit Anstand. Oben angekommen sie meine Beine butterweich und ich bin froh als der Lauf, wenige Kilometer später, zu Ende ist.
Trotz der Strapazen: Das Laufen mit Hund macht Spaß. Was ich mich oft Frage ist, ob und wie viel Vorteil er mir auf der Langstrecke einbringt. Besonders an den Anstiegen spart die Zugunterstützung einige Kräfte, dafür ist mein Tempo sehr ungleichmäßig. Sei es weil ich den Hund zunächst herunterbremsen muss oder weil er mal rechts und links schnuppern will oder ein Geschäft abzuwickeln hat, was mir Zwangspausen oder harsche Tempowechsel einbringt. Das Versorgen des Hundes sowie das Mitführen von zusätzlichem Wasser und Leckereien/Futter, der Umgang mit der Leine und das Absichern des Laufpartners vor Gefahren, kostet Zeit, Kraft und Konzentration. Ich frage mich das, weil mich Amak auf einem Teil der Goldsteig-Route begleiten wird und ich mich Frage, ob ich mir damit einen unfairen Vorteil verschaffe. Eine klare Antwort darauf habe ich bislang nicht gefunden.

Distanz: 18,94km Höhenmeter: 285 Dauer: 1:48:36

Winter, Sonntag 18.03.2018, ca. 10:00

Meine Stimmung: Echt jetzt ?!

Auf meinen, inzwischen häufig überarbeiteten Plan, sind für heute 40 Kilometer eingetragen. Die Strecke, die ich mir gestern zurechtgelegt habe ist ein wenig länger, etwa 43 Kilometer. Ein verdutzter Blick aus dem Fenster stellt alles in Frage: Knapp 30 Zentimeter Neuschnee sind über Nacht gefallen. Die Temperaturen sind, im Vergleich zur letzten Woche, um mehr als zwanzig Grad gesunken und liegen bei etwa vier Grad, minus. Da ich vorhabe, fast ausschließlich über Waldwege zu laufen heißt das im Klartext: Ein Großteil der Strecke muss ich durch Tiefschnee hindurch. Das macht zwar Spaß kostet aber deutlich mehr Kraft als die Fortbewegung auf festem Boden. Da ich diesen Monat noch einiges vor mir habe gewinnt die Vernunft und ich entscheide mich für eine Streckenkürzung. Ich werde meinen Lauf in Schlüsselfeld beenden, nicht irgendwo dort, sondern genau an der Eisdiele. Meine Frau wird mich dort abholen und ich habe Gelegenheit, die regenerative Wirkung von Speiseeis, auf Körper und Geist, zu überprüfen.
Ich möchte an dieser Stelle nicht verschweigen, dass ich ziemlich angefressen bin. Zwar macht mir das Laufen in der Kälte prinzipiell nichts aus, im Gegenteil, aber die ständigen Temperaturwechsel und das viele Schmuddelwetter der letzten Wochen, geht mir gehörig auf den Keks.
Entsprechend missmutig stapfe ich los. Im Dorf wurde inzwischen geräumt so, das ich zumindest ein paar hundert Meter habe um mich einzulaufen. Danach schwenke ich auf einen Feldweg ein und versinke augenblicklich im Pulverschnee. Wenigstens ist der Untergrund griffig und ich komme nicht ins Rutschen. Mit kleinen Schritten ziehe ich so dahin.
Meine schlechte Laune schwindet rasche, frische klare Luft und der Anblick um mich herum entschädigt für die Strapazen die vor mir liegen. Zunächst führt mein Weg mich über mehrere kleine Hügel und durch weitgehend offenes Gelände, dabei passiere ich zwei Ortschaften. Schnell habe ich einen langsamen Rhythmus gefunden, in dem ich kraftsparend Raum gewinne.

Nach etwa 10 Kilometer beginnt der erste richtige Anstieg. Im Schneckentempo steppe ich den Hang hinauf, der Puls ist hingegen sofort am Gipfel. Nach der Hälfte habe ich das Glück auf einer ausgefahrenen Spur laufen zu können, zumindest mit einem Bein, denn die Spur ist rutschig und so sichere ich mich mit dem zweiten im Schnee ab. Auf diese Weise überstehe ich den Anstieg. Oben angekommen kann ich für einige Kilometer der Spur folgen, das gibt mir Zeit mich zu erholen.

 

Nach einer Straßenüberquerung muss ich mir wieder selbst einen Weg bahnen. Gefühlt liegt der Schnee hier etwas höher als auf dem Abschnitt zuvor. Mit jedem Schritt versinke ich und wirbel kleine Schneewolken auf. Obwohl es eben ist und obwohl ich versuche, Tempo zu machen, komme ich nicht unter eine Pace von 6:30. Trotz der Anstrengung macht es Spaß als erster seine Spuren im frischen Schnee zu hinterlassen. Es fühlt sich an, als würde man einen verbogenen Wald, irgendwo in weiter Ferne, erkunden, ein Hauch von Abenteuer.

Nach einigen weiteren Kilometern ändert sich der Weg, er wird enger und schwieriger zu laufen. Das Problem ist der unebene Untergrund, den ich durch die glatte Schneeschicht nicht sehen kann. Mehrfach knicke ich um oder gerate ins Stolpern. Zu gefährlich ich wechsel daher ins Gehen bis der Weg wieder besser wird.
Nach gut 22km und mehr als zweieinhalb Stunden lasse ich den Wald hinter mir. Vor mir liegt ein Feldweg, der mich zur nächsten Ortschaft führt. Das behauptet zumindest die Karte und am Waldrand sehe ich immerhin den Ansatz eines Weges, danach nur eine weiße Schneedecke. Den genauen Verlauf kann ich nur erahnen. Das der Weg des Weiteren über einen Graben verfügt merke ich wenig später, als ich mit einem Bein knietief einsacke. Zum Glück nichts passiert, vorsichtiger gehe ich weiter, bis ich die Straße erreicht habe.

 

Ich durchquere eine Ortschaft und folge einer schmalen Landstraße für ein paar Kilometer, dann stoße ich auf den Radweg, der mich zurück nach Schlüsselfeld führen wird. Ab hier sollte es einfach werden, denn der Weg ist nahezu komplett eben und leicht zu laufen.
Allerdings verzichte ich hier auf Windschutz durch Bäume, der eisige Gegenwind der mir von nun an bis nach Schlüsselfeld, um die Nase weht, ist nicht angenehm. Der Zustand des Weges ist wechselhaft: Nahe mancher Ortschaften ist sogar geräumt, dafür muss ich durch zwei Senken, in denen der Wind, den Schnee fast einen halben Meter hoch aufgetürmt hat. Im Wald hatte das Stapfen durch den Schnee etwas abenteuerliches, hier nur einen Steinwurf von der Autobahn entfernt, ist es schlicht anstrengend.

Fünf Kilometer vor dem Ziel telefoniere ich mit meiner Frau und bitte sie zum Aufbruch, ich möchte auskühlen in der durchnässten Kleidung vermeiden. Tatsächlich kommen wir nahezu zeitgleich in Schlüsselfeld an. Wie geplant und passend zum Tag, hohlen wir unser Eis ab und dann geht es, im Auto, nach Hause.
Positiv erwähnen möchte ich das ich mich, trotz der schwierigen Bedingungen, zu keiner Zeit schwach gefühlt habe. Die mitgeführten Gel-Einheiten sind ungenutzt geblieben. Auch der Spaß kam nicht zu kurz, denn das Laufen durch den Schnee, mit allem, was an Problemen dazugehört, gefällt mir. Noch schöner wäre es mit Hund gewesen, aber für die Distanz sind unsere Beiden noch nicht ausreichend trainiert.

Distanz: 35,33km Höhenmeter: 417 Dauer: 3:42:16

Dies Woche konnte ich 156km zur Challenge hinzufügen. Etwas weniger als zuletzt, was in erster Linie daran liegt, das ich den Regenerationstag von Sonntag auf Montag verschoben habe. Auch in dieser Woche habe ich ein auf- und ab meiner Stimmung und Verfassung erlebt, wobei ich das Gefühl habe, das sich mein Körper zunehmend mit dem täglichen Laufen anfreundet.
Etwa 456km sind geschafft, noch 205 liegen vor mir. In der nächsten Woche werden die einzelnen Laufeinheiten kürzer ausfallen da ich vorhabe am kommenden Wochenende, bei den Infinity Loops, 100km meinem Konto hinzuzufügen.

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